Die iSAQB-Zertifizierung sei überbewertet?
In der Entwickler-Community gehen die Meinungen zu Zertifizierungen auseinander – gerade im Bereich Softwarearchitektur. Einige halten sie für unnötig, andere sehen darin nur teure Abzeichen.
Die Diskussionen auf Reddit kennt jeder.
Aber statt uns in Online-Debatten zu verlieren, haben wir direkt mit denen gesprochen, die iSAQB tatsächlich gemacht und im Alltag angewendet haben.
Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie: Top 10 Fragen zur iSAQB-Zertifizierung (beantwortet von echten Architekt:innen)
Heute sprechen wir mit Lukas Kamber, Lead Developer bei myky.ch, der erzählt, wie die Zertifizierung seine Denkweise verändert, ihm praktische Werkzeuge an die Hand gegeben und sogar bei seiner Beförderung eine Rolle gespielt hat.
Lukas Kamber über seine iSAQB-Erfahrung:
Lukas ist nicht einfach mit einem Zertifikat nach Hause gegangen, sondern mit einem geschärften Mindset, klarerer Kommunikation und einem Werkzeugkoffer, der im Arbeitsalltag echten Mehrwert bringt.
Sein Fazit: ehrlich, knapp und realistisch.
Wenn du dir unsicher bist, ob iSAQB das Richtige für dich ist – genau solche Rückmeldungen findest du nicht auf Google.
Hier ist, was Lukas auf die wichtigsten Fragen zur iSAQB-Zertifizierung geantwortet hat:
Ist die iSAQB-Zertifizierung Geld und Zeitverschwendung? Warum (nicht)?
Sie kostet etwas, ja aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut. Und der Zeitaufwand ist im Vergleich zum Lerneffekt gering. In zwei bis drei Tagen bekommst du ein solides Fundament, das du später in der Praxis vertiefen kannst.
Warum hast du dich überhaupt für die iSAQB-Zertifizierung entschieden?
Ich wollte mein Wissen im Bereich Softwarearchitektur gezielt vertiefen. Nach etwas Recherche habe ich mich für einen iSAQB-Foundation-Kurs entschieden.
Wie lange hast du gebraucht, um dich auf die Prüfung vorzubereiten und sie zu bestehen?
Ich war für den Kurs drei Tage im Hotel und konnte abends gut für die Prüfung lernen. Aber die Inhalte wurden so gut im Kurs behandelt, dass kaum zusätzliche Vorbereitung nötig war.
Hat dir die Zertifizierung beruflich etwas gebracht?
Nicht direkt wegen des Zertifikats, aber es war ein Baustein in meiner persönlichen Weiterentwicklung, der letztlich zu meiner Beförderung beigetragen hat.
Wie wird iSAQB von Arbeitgebern und Kund:innen wahrgenommen?
Während meiner Jobsuche kam das Zertifikat gut an. Heute, in meiner eigenen Rolle als Recruiter, sehe ich die iSAQB-Zertifizierung als Zeichen echten Interesses und solider Grundlagen in Softwarearchitektur.
Was hast du gelernt, das du im Alltag nicht einfach so gelernt hättest?
Es geht weniger um konkrete Skills – mehr um ein neues Mindset. Ich habe Methoden (wie arc42) und Referenzwissen kennengelernt, die mir helfen, Architekturfragen strukturierter anzugehen.
Empfohlene Ressource:
Softwarearchitektur: Der ultimative Leitfaden
Wie gut lässt sich das Gelernte in Projekten anwenden?
Ich habe nach dem Foundation-Kurs noch weitere Advanced-Module gemacht direkt zu Themen, die in meiner Arbeit relevant sind. Beide Kurse waren sehr hilfreich, und das Wissen daraus begleitet mich bis heute.
Ist iSAQB eher theoretisch oder praktisch?
Die Zertifizierung selbst ist theorielastig. Aber die Kurse waren voll mit Praxisbeispielen, die das Ganze greifbar gemacht und mein Verständnis vertieft haben.
Ist iSAQB auf dem neuesten Stand, z. B. bei Themen wie Cloud und KI?
Kann ich nicht sicher sagen, ich habe die Kurse dazu nicht besucht. Aber da sie angeboten werden, gehe ich davon aus, dass diese Themen abgedeckt sind.
Hilft die Zertifizierung bei der Kommunikation mit Stakeholdern oder Entwickler:innen?
Ja und nein. Ich habe gemerkt, wie wichtig Kommunikation ist und wie schnell Missverständnisse entstehen. Im Kurs wurden auch Strategien gezeigt, wie man zum Beispiel gegenüber dem Management überzeugender argumentieren kann.
Was hat sich nach der Zertifizierung am stärksten verändert?
Ich gehe Probleme heute anders an. Ich habe das klassische Architekten-Mindset verinnerlicht: „Es kommt darauf an.“
Würdest du sagen, die Zertifizierung hat dich zu einem besseren Architekten gemacht?
Rückblickend waren die wertvollsten Erkenntnisse vor allem die Entwicklung einer ‚Es-kommt-darauf-an‘-Denkweise, der Zugang zu praxisnahen Werkzeugen und Referenzen sowie ein tieferes Verständnis für die zentrale Rolle der Kommunikation, inklusive konkreter Strategien zu ihrer Verbesserung.
Findest du, die iSAQB-Zertifizierung ist ein Muss für Softwarearchitekt:innen oder nur „nice to have“?
Sie ist nicht zwingend notwendig man kann sich vieles auch selbst beibringen. Aber weil das Feld so groß ist, kann es schnell unübersichtlich werden. Wenn man gerne strukturiert lernt und etwas in der Hand haben will, ist es ein guter Weg.
Hast du Veränderungen bei deinen Kolleg:innen nach der Zertifizierung bemerkt?
Nicht direkt, aber im Austausch mit anderen Architekt:innen habe ich gemerkt, dass wir uns besser verstehen, weil wir dieselben Begriffe und Konzepte nutzen.
Würdest du die Zertifizierung auch erfahrenen Entwickler:innen empfehlen? Warum?
Der Foundation-Kurs schafft eine gute Basis, die Advanced-Module gehen tiefer. Beides ist im Alltag oder beim Jobwechsel hilfreich.
Fazit: iSAQB in der Praxis Lukas Kamber im Gespräch
Lukas Kamber, Lead Developer bei myky.ch, bringt eine klare, realistische Sicht auf die iSAQB-Zertifizierung mit.
Für ihn geht es nicht um Titel oder Anerkennung. Es geht darum, eine fundierte Denkweise zu entwickeln, Tools kennenzulernen und besser zu kommunizieren.
Er übertreibt den Nutzen nicht, aber er spricht auch nicht klein, was wirklich hilft: kompaktes Wissen, strukturierte Methoden und ein klarer Zugang zum Thema Architektur.
iSAQB ist kein Muss, sagt er, aber ein guter Weg, vor allem für alle, die Struktur mögen und sich selbst oder anderen beweisen wollen, dass sie das Thema ernst nehmen. Selbstlernen geht auch. Entscheidend ist, wie du am besten lernst und was du zeigen willst.
Du willst sehen, wie andere Architekt:innen auf dieselben Fragen geantwortet haben?
Dann schau dir unbedingt unseren vollständigen Beitrag an:
Top 10 Fragen zur iSAQB-Zertifizierung (beantwortet von echten Architekt:innen)