iSAQB Certification Through the Eyes of Julius Chrobak
Julius Chrobak ist Senior Software Engineer bei der Finnova AG Bankware in der Schweiz. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Softwareentwicklung hauptsächlich in der Bankenbranche, war der Schritt in die Softwarearchitektur für ihn ein natürlicher Übergang. Als seine Arbeit zunehmend strategischer und abstrakter wurde, suchte er nach einem strukturierten Ansatz, um sich fachlich weiterzuentwickeln.
Als sein Unternehmen eine iSAQB-Foundation-Schulung anbot, nutzte er die Gelegenheit. Was folgte, war eine intensive Auseinandersetzung mit der Advanced-Zertifizierung, inklusive einem praktischen Prüfungsprojekt, das ihn fachlich wie methodisch deutlich forderte.
Einen vollständigen Überblick über die iSAQB-Zertifizierung ,mit Infos zu Stufen, Nutzen und Relevanz, findest du in unserem Hauptartikel: Top 10 Fragen zur iSAQB-Zertifizierung (Beantwortet von echten Architekt:innen)
Interviewtyp: Podcast-Transkription
Hier spricht Julius selbst darüber, was ihm die iSAQB-Zertifizierung gebracht hat, was nicht, und worauf man achten sollte.
Julius’ Blick auf die iSAQB-Zertifizierung
Ist die iSAQB-Zertifizierung Zeit- und Geldverschwendung? Warum (nicht)?
Ich finde nicht, dass sie Zeitverschwendung war, ganz im Gegenteil. Für mich war besonders das Foundation Level absolut sinnvoll. Das Advanced Level hingegen empfinde ich teilweise als überteuert, vor allem, was die Kurse betrifft. Die Kurse waren für das, was sie bieten, recht teuer. Die Prüfungsaufgabe dagegen hatte ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und war inhaltlich sehr wertvoll.
Warum hast du dich ursprünglich für die iSAQB-Zertifizierung entschieden?
In unserer Firma wurde das Foundation Level vielen Entwickler:innen angeboten. Ich habe teilgenommen und es hat mir gefallen.
Ein paar Jahre später bin ich in die Rolle des Softwarearchitekten gewechselt und habe mich gefragt, ob ich noch etwas tun kann, um mich weiterzuentwickeln. Einige Kolleg:innen hatten bereits das Advanced Level gemacht. Dann habe ich beschlossen: Ich probiere es aus.
Wie lange hast du gebraucht, um dich vorzubereiten und die Prüfung zu bestehen?
Die Vorbereitung hat viel Zeit gekostet, insgesamt bestimmt 100 Stunden. Ich musste das neben der Arbeit leisten. Aber für mich war es die Zeit wert.
Hat dir die Zertifizierung zu mehr Gehalt oder einer besseren Position verholfen?
Nein, überhaupt nicht. Es hatte keinerlei Einfluss auf mein Gehalt oder meine Position. Einige Kolleg:innen wissen bis heute vermutlich gar nicht, dass ich die Zertifizierung gemacht habe.
Wie sehen Arbeitgeber und Kund:innen die iSAQB-Zertifizierung?
Kund:innen kennen sie in meinem Umfeld gar nicht. Für mich war es also eher ein Schritt zur persönlichen Weiterentwicklung. Keine Maßnahme mit direkter Wirkung nach außen.
Welche konkreten Fähigkeiten hast du dadurch gelernt, die du nicht im Job hättest lernen können?
Die Fähigkeit, ein komplexes Architekturdokument zu erstellen, es durch Expert:innen bewerten zu lassen und gezieltes Feedback zu bekommen. Diese Erfahrung hat mir auch im Alltag geholfen, besonders im Umgang mit verschiedenen Stakeholdern.
Wie gut lassen sich die Inhalte der Zertifizierung in realen Projekten anwenden?
Es hat geholfen. Ich habe vor allem gelernt, wie ich Dokumentation sinnvoll strukturiere, wie ich Stakeholder-Perspektiven einbinde und wie ich Reviews vorbereite und durchführe.Darin lag die Kernkompetenz.
Liegt der Fokus der Zertifizierung eher auf Theorie oder auf praktischer Anwendung?
Das Foundation Level war eher theoretisch.
Auch die Kurse, die ich besucht habe, waren sehr theorielastig.
Die eigentliche Prüfungsaufgabe hingegen war stark praxisorientiert und genau da habe ich am meisten gelernt
Hat dir iSAQB geholfen, besser mit Stakeholdern oder Entwickler:innen zu kommunizieren?
Ja, die Kommunikationsfähigkeit und vor allem, wie ich meine Architektur dokumentiere, hat sich deutlich verbessert. Ich kann meine Ideen jetzt viel klarer an Stakeholder vermittel und das hat mir wirklich geholfen.
Was hat sich nach der Zertifizierung in deiner Arbeit am stärksten verändert?
Ich habe die Prüfungsaufgabe sogar zweimal gemacht und sie hat mir die Augen geöffnet. Ich habe ein besseres Verständnis dafür bekommen, wie Architekturarbeit in der Praxis wirklich aussieht.
Würdest du sagen, dass dich die Zertifizierung zu einem besseren Architekten gemacht hat? Wie?
Ja. Das Feedback der Expert:innen war für mich besonders hilfreich.
Hast du bemerkt, dass sich die Wahrnehmung deiner Kolleg:innen nach der Zertifizierung verändert hat?
Viele wissen, wie gesagt, gar nicht, dass ich die Zertifizierung gemacht habe.
Würdest du die Zertifizierung jemandem empfehlen, der schon Erfahrung im Bereich hat? Warum?
Für sehr erfahrene Architekt:innen würde ich sie nicht unbedingt empfehlen – die Kurse empfand ich als zu oberflächlich und zu teuer. Aber wenn jemand den Wechsel von der Softwareentwicklung zur Softwarearchitektur anstrebt, ist das meiner Meinung nach eine gute Entscheidung.
Abschließende Gedanken: Julius’ differenzierter Blick auf iSAQB
Julius’ Erfahrung zeigt: Die iSAQB-Zertifizierung kann ein sinnvolles Werkzeug zur persönlichen Weiterentwicklung sein besonders für alle, die von der Softwareentwicklung in die Architektur wechseln. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich:
Die Zertifizierung führt nicht automatisch zu mehr Gehalt, Karrierechancen oder Anerkennung zumindest nicht in seinem Fall.
Den größten Mehrwert sah Julius im praktischen Prüfungsprojekt und dem professionellen Feedback, das er dabei erhalten hat. Beides hat ihm geholfen, seine Architektur-Dokumentation zu verbessern und klarer mit Stakeholdern zu kommunizieren.
Für erfahrene Architekt:innen würde er die Trainings nicht uneingeschränkt empfehlen sie seien oft zu teuer und inhaltlich nicht immer relevant.
Wer jedoch neu in die Rolle der Architektur einsteigt, kann von der Zertifizierung profitieren vorausgesetzt, man wählt die Module bewusst aus.
Oder wie Julius selbst sagt:
„Mach dir vorher genau klar, was die Aufgabe ist und investiere nicht blind Zeit in Dinge, von denen du nur glaubst, dass sie relevant sind.“