iSAQB ist nur ein theorielastiges Zertifikat?
Wir alle kennen den Satz: „Für gute Architektur braucht man kein Zertifikat.“ Vielleicht stimmt das für manche. Aber was wenn die richtige Weiterbildung dir die Sprache, das Selbstbewusstsein und den Fokus gibt, um die Rolle des Architekten oder der Architektin wirklich auszufüllen?
Tobias Ammann
Business Lead Stream Technology Services & Senior Software Architect
Bedag Informatique SA
Genau diesen Blick bringt Tobias Ammann, Business Lead Stream Technology Services & Senior Software Architect bei Bedag Informatique SA, in diesem Interview mit.
Er kam über einen Quereinstieg in die IT und nutzte die iSAQB-Zertifizierung, um seine Erfahrung zu strukturieren, seine Intuition zu schärfen und den Übergang in die Architekturrolle gezielt zu vollziehen.
Dieses Interview ist Teil unserer Serie: Top 10 Fragen zur iSAQB-Zertifizierung (beantwortet von echten Architekt:innen)
Tobias Ammanns iSAQB-Erfahrung
Ist die iSAQB-Zertifizierung Zeit- und Geldverschwendung? Warum (nicht)?
Ich kann nur für die Foundation-Zertifizierung sprechen. Diese war sehr hilfreich. Ich plane, bald auch die Advanced-Zertifizierung zu machen, wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres. Architekturrollen werden in Unternehmen unterschiedlich gelebt. Die Foundation-Zertifizierung hat geholfen, ein gemeinsames Vokabular zu schaffen.
Warum hast du dich ursprünglich für die iSAQB-Zertifizierung entschieden?
Ich bin über einen Quereinstieg in die IT gekommen und habe schnell gemerkt, dass ich nicht der typische Entwickler bin. Meine Interessen waren breiter. Irgendwann wurde mir klar: Die Architektur Rolle passt besser zu mir, fachlich und persönlich.
Die Zertifizierung hat mir geholfen, mich klarer zu positionieren und den Schritt in die Vollzeit-Architektur Rolle zu gehen.
Wie lange hast du gebraucht, um dich vorzubereiten und die Prüfung zu bestehen?
Ich habe mir am Abend vor der Prüfung zwei Stunden Zeit genommen, um Handouts und Folien durchzugehen. Das reichte völlig aus.
Hat dir die Zertifizierung zu mehr Gehalt oder einer besseren Position verholfen?
Ja. Ich konnte von einer Entwicklerrolle mit Architektur Anteilen in eine reine Architektur Rolle wechseln.
Wie sehen Arbeitgeber und Kund:innen die iSAQB-Zertifizierung?
Ich habe selbst zwei Kolleg:innen für unser Team eingestellt. iSAQB-Zertifizierungen waren ein starkes Signal beim CV-Screening. Wir haben festgestellt: Wer iSAQB gemacht hat, hatte meist auch im Gespräch einen guten Gesamteindruck. Für uns war es ein klarer Anhaltspunkt, um Kandidat:innen besser einschätzen zu können.
Welche konkreten Fähigkeiten hast du dadurch gelernt, die du nicht im Job hättest lernen können?
Eigentlich nichts, was man nicht auch anders lernen könnte. Aber ohne die Diskussionen mit sehr erfahrenen Menschen hätte ich heute nicht das gleiche Selbstvertrauen und die gleiche Intuition.
Wie gut lassen sich die Inhalte der Zertifizierung in realen Projekten anwenden?
Das kommt auf das Projekt und die Firma an. Die Kurse setzen klar auf Praxistransfer und werden oft ergänzt durch viele Fragen aus dem echten Projektalltag.Ob du das Wissen anwenden kannst, hängt aber stark von deinem Umfeld ab. Die Kurse helfen zumindest, Optionen zu erkennen und Gespräche bewusster zu führen.
Liegt der Fokus der Zertifizierung eher auf Theorie oder auf praktischer Anwendung?
Die Foundation-Zertifizierung war stark theoriebasiert.
Geht iSAQB auf moderne Trends wie Cloud oder KI ein?
Ja aber ich bin nicht ganz überzeugt, dass das immer der beste Weg war. Ich hätte diese Trendthemen lieber später und durchdachte im Curriculum gesehen.
Hat dir iSAQB geholfen, besser mit Stakeholdern oder Entwickler:innen zu kommunizieren?
Ohne Zweifel: Ja.
Was hat sich nach der Zertifizierung in deiner Arbeit am stärksten verändert?
Ich kenne jetzt den „geheimen Handschlag“ unter Architekt:innen.
Würdest du sagen, dass dich die Zertifizierung zu einem besseren Architekten gemacht hat? Wie?
Ja. Der direkte Austausch mit erfahrenen Leuten hat mir Zugang zu einer Menge Erfahrung gegeben und mir geholfen, meinen Blick zu schärfen.
Ich bin heute ein viel kritischer Beobachter technischer Probleme, weil ich weiß, dass ich Theorie, Erfahrung und geteilte Intuition im Rücken habe.
Ist die iSAQB-Zertifizierung deiner Meinung nach notwendig für Softwarearchitekt:innen oder eher ein „Nice-to-have“?
Theoretisch ist sie „nice to have“. Praktisch wird sie oft zur Notwendigkeit, gerade bei Bewerbungen, Zusammenarbeit oder im Austausch mit anderen Architekt:innen.
Hast du bemerkt, dass sich die Wahrnehmung deiner Kolleg:innen nach der Zertifizierung verändert hat?
Nicht direkt.
Würdest du die Zertifizierung jemandem empfehlen, der schon Erfahrung im Bereich hat? Warum?
Kommt auf die Person an. In den meisten Fällen ist es hilfreich, allein schon wegen des Austauschs mit anderen.
Fazit: Mehr als ein Zertifikat – eine Abkürzung zu Klarheit und Vertrauen
Tobias Ammann hat iSAQB nicht gemacht, um einen Titel zu tragen. Sondern um in eine Rolle hineinzuwachsen, die für ihn Sinn macht.
Für ihn liegt der eigentliche Wert nicht im Inhalt, sondern im Austausch: mit Trainer:innen, mit Kolleg:innen, mit sich selbst.
iSAQB hilft ihm, die Sprache anderer Architekt:innen zu sprechen fachlich und mental.
Tobias stellt die Zertifizierung nicht als Allheilmittel dar. Für ihn ist sie in der Theorie optional, in der Praxis oft ein gemeinsamer Nenner: bei der Zusammenarbeit, beim Einstellen, bei der Bewertung von Qualität.
Er bleibt kritisch: Ob die trendigen Module wirklich immer Mehrwert liefern, bezweifelt er. Aber sein Fazit ist klar: iSAQB bietet eine strukturierte Abkürzung zu mehr Architektur-Verständnis, besonders wenn man bereit ist, sich aktiv damit auseinanderzusetzen.
Es ersetzt keine Erfahrung, aber es hilft, sie besser einzuordnen,schneller zu wachsen und sicherer zu kommunizieren.
Neugierig, was andere Architekt:innen geantwortet haben?
Top 10 Fragen zur iSAQB-Zertifizierung (beantwortet von echten Architekt:innen)