Wie Softwarearchitektur zur Berufung wurde: Kristina van Cappelle über die iSAQB-Zertifizierung
Bevor wir in die Fragen einsteigen, ein kurzer Blick auf den Hintergrund: Kristina van Cappelle ist nicht einfach nur Entwicklerin, sie entwickelt komplexe Systeme bei Daimler Truck. Mit über zehn Jahren Erfahrung in der Softwareentwicklung kam die Rolle der Softwarearchitektin für sie nicht zufällig. Schon früh fiel ihr auf: Die Entwickler:innen, die mitdenken, mitentscheiden und das große Ganze im Blick haben, machen oft den entscheidenden Unterschied für den Erfolg eines Produkts.
Deshalb stellte sie sich irgendwann die Frage: „Warum sollte mir jemand zutrauen, ein System zu entwerfen?“ Die Antwort führte sie zur iSAQB-Zertifizierung.
Einen vollständigen Überblick zur iSAQB-Zertifizierung findest du hier: Top 10 Fragen zur iSAQB-Zertifizierung (Beantwortet von echten Architekt:innen)
Interviewtyp: Podcast-Transkription
Kristina van Cappelle: Ihre ehrliche Meinung zur iSAQB-Zertifizierung direkt aus dem Podcast.
Kristinas über ihre iSAQB-Erfahrung
Ist die iSAQB-Zertifizierung Zeit- und Geldverschwendung? Warum (nicht)?
Nein. Generell finde ich, dass keine Weiterbildung Zeit- oder Geldverschwendung ist, das ist meine persönliche Meinung. Aber iSAQB ist besonders, weil es sehr gut strukturiert ist. Es wurde von Softwarearchitekt:innen gemacht, die genau wissen, worauf es ankommt. Sie wissen dass man mit der Theorie beginnen muss und genau das bietet das Foundation Level.
Das Foundation Level kann man in vier Tagen absolvieren. Für mich ist das keine Frage: Jede:r Entwickler:in, der seinen Job ernst nimmt, sollte diese Schulung machen. Und das Advanced Level ist vor allem deshalb wertvoll, weil man dort viel Zeit mit erfahrenen Leuten aus der Branche verbringt.
Warum hast du dich ursprünglich für die iSAQB-Zertifizierung entschieden?
Ich habe mir irgendwann gedacht: Wenn ich Architektin werden will, was wird man mich fragen? Wahrscheinlich: „Warum sollte ich dir meine Softwarearchitektur anvertrauen?“ Und nicht jemandem, der schon zehn Jahre Erfahrung hat? Aber ich kann diese Erfahrung ja nicht haben, bevor ich mein erstes Architekturprojekt bekomme, also musste ich woanders anfangen. Ich habe nach passenden Schulungen und Zertifizierungen gesucht, so bin ich auf iSAQB gestoßen.
Wie lange hast du gebraucht, um dich vorzubereiten und die Prüfung zu bestehen?
Ich hatte zwei Prüfungen. Die Foundation-Prüfung war rein theoretisch, und ich habe mich darauf nicht weiter vorbereitet, das Training allein hat gereicht. Die zweite Prüfung war ein praktisches Projekt, das hat deutlich mehr Zeit gekostet. Ich will ehrlich sein: Das war wie ein zweiter Job über ein paar Monate hinweg. Man muss es wirklich wollen.
Hat dir die Zertifizierung zu mehr Gehalt oder einer besseren Position verholfen?
Wenn dir dein Chef vorher zusagt, dass du danach eine bessere Position bekommst, dann ja. Aber ich glaube, wenn du dich mit der Zertifizierung woanders bewirbst, ist die Chance auf einen besseren Job auf jeden Fall größer. Ich würde diese Frage eher mit „ja“ beantworten.
Wie sehen Arbeitgeber und Kund:innen die iSAQB-Zertifizierung?
Für mich ganz klar: ja. iSAQB ist eine international bekannte Organisation, die für Qualität steht, das wird auch so wahrgenommen.
Welche konkreten Fähigkeiten hast du dadurch gelernt, die du nicht im Job hättest lernen können?
In keinem meiner bisherigen Projekte gab es eine sauber dokumentierte Architektur. Meistens bekommst du ein paar Einstiegshinweise, aber nie ein durchdachtes Architekturdokument. Diese Struktur habe ich erst durch die Zertifizierung gelernt.
Wie gut lassen sich die Inhalte der Zertifizierung in realen Projekten anwenden?
Aus meiner Sicht sehr gut. Wenn ich das nächste Mal ein Architekturkonzept erstellen soll, weiß ich genau, worauf es ankommt. Besonders hilfreich war das Feedback der Prüfer:innen zu meinem Projekt, das hat mir echt weitergeholfen.
Liegt der Fokus der Zertifizierung eher auf Theorie oder auf praktischer Anwendung?
Im Training ist es eher eine Mischung: ca. 70 % Theorie, 30 % Praxis. Man hört viel zu und macht ein paar Übungen. Aber die echte Praxis kommt mit dem Advanced Level. Das Projekt dort ist, meiner Meinung nach, 100 % praxisorientiert.
Geht iSAQB auf moderne Trends wie Cloud oder KI ein?
Ich habe selbst Schulungen zu Webarchitektur, Cloud-Einführung und Domain-Driven Design gemacht. Diese Themen werden also definitiv behandelt.
Hat dir iSAQB geholfen, besser mit Stakeholdern oder Entwickler:innen zu kommunizieren?
Die Qualitätsanforderungen stehen im Zentrum. Wenn du diese Anforderungen nicht klar in deinem Umfeld und gegenüber den Stakeholdern machst, und sie nicht verschriftlichst, um sie dem eigentlichen Entwicklungsteam zu übergeben, dann kannst du nicht behaupten, etwas im Bereich Softwarearchitektur getan zu haben.
Was hat sich nach der Zertifizierung in deiner Arbeit am stärksten verändert?
Wenn ich das nächste Mal gebeten werde, eine Architektur zu entwerfen, weiß ich, worauf es am meisten ankommt... Man soll so lange graben, bis man an Stellen kommt, an die man am Anfang gar nicht gedacht hat.
Würdest du sagen, dass dich die Zertifizierung zu einem besseren Architekten gemacht hat? Wie?
Wenn du noch keine offizielle Rolle als Softwarearchitekt hast: Wer sollte dir dann diese Verantwortung anvertrauen? Durch die Zertifizierung bekommst du die Möglichkeit, ein reales Problem zu bearbeiten und dabei herauszufinden, ob dir diese Aufgabe wirklich li.
Ist die iSAQB-Zertifizierung deiner Meinung nach notwendig für Softwarearchitekt:innen oder eher ein „Nice-to-have“?
Wenn du schon als Architekt:in arbeitest, gut verdienst und erfolgreiche Projekte machst, brauchst du sie vielleicht nicht. Aber wenn du dir das Wissen erst erarbeiten willst oder dich selbst testen möchtest, dann ist sie auf jeden Fall zu empfehlen.
Hast du bemerkt, dass sich die Wahrnehmung deiner Kolleg:innen nach der Zertifizierung verändert hat?
Ja. Einige Kolleg:innen haben sich danach selbst für Trainings angemeldet.
Würdest du die Zertifizierung jemandem empfehlen, der schon Erfahrung im Bereich hat? Warum?
Auch mit Erfahrung gibt es so viele Kurse, die man belegen kann. Ich bin mir sicher, niemand kennt jedes Detail aus jedem Themenbereich. Es kommen ständig neue Inhalte dazu und man kann sich immer weiter spezialisieren.
Abschließende Gedanken: Vom Development zur Architektur
Kristina macht kein Geheimnis daraus: Die iSAQB-Zertifizierung war kein Kinderspiel. Das Foundation Level? Gut strukturiert, in vier Tagen machbar.
Das Advanced Level?
Eine echte Herausforderung.
Kristina van Cappelle, Full-Stack-Entwicklerin bei Daimler Truck AG, bewertet iSAQB realistisch. Sie beschreibt die Zertifizierung als anspruchsvoll besonders den AdvancedTeil. Für sie war es teilweise wie ein zweiter Job über mehrere Monate. Aber genau das war auch ihr Antrieb: herausfinden, ob sie die Rolle als Softwarearchitektin wirklich ausfüllen kann.
Weniger wichtig war für sie, wie die Zertifizierung auf dem Papier wirkt. Wichtiger war, was sich fachlich bei ihr verändert hat: „Es war ein Augenöffner“, sagt sie – vor allem, was Dokumentation und Qualität angeht.
Klar ist für sie: iSAQB hat ihr weder eine neue Jobbezeichnung noch automatisch ein höheres Gehalt gebracht. Aber es hat ihr ein besseres Verständnis für die Rolle gegeben – und das Vertrauen, sagen zu können: „Ich kann das.“