Das Treibhausgas (GHG) Protokoll
Das Treibhausgasprotokoll (GHG Protocol) ist eine weltweite Richtlinie zur Messung und Verwaltung von Treibhausgasemissionen. Es wurde 1998 vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) gegründet. Das Ziel dieses Rahmens ist die Entwicklung international anerkannter Standards für die Bilanzierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen durch einen offenen und inklusiven Prozess.
Ziele und Aufgaben:
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Standardisierung: Das GHG-Protokoll stellt umfassende, global standardisierte Rahmenwerke bereit, um Treibhausgasemissionen aus privaten und öffentlichen Sektoren, Lieferketten und Klimaschutzmaßnahmen zu messen und zu verwalten.
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Transparenz: Klare Richtlinien sorgen für einheitliche Berichterstattung über Treibhausgasemissionen in verschiedenen Organisationen.
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Handlungsrelevante Daten: Es bietet die weltweit meistgenutzten Standards und Leitlinien zur Bilanzierung von Treibhausgasen. Unternehmen können so strategische Entscheidungen zur Reduzierung ihrer Emissionen treffen.
Grund für die Einführung des GHG-Protokolls
Das GHG-Protokoll wurde entwickelt, um eine einheitliche Methode zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen bereitzustellen. Diese Standardisierung ist entscheidend, um den Fortschritt bei Klimazielen zu verfolgen und sicherzustellen, dass Emissionsreduktionsmaßnahmen vergleichbar und effektiv sind.
Im Jahr 2023 berichteten 97 % der offengelegten S&P-500-Unternehmen an CDP unter Verwendung des GHG-Protokolls – Quelle: ghgprotocol.org
Verwandte Quelle:
European Climate Pact – GHG Protocol
Verbindung zwischen dem GHG-Protokoll und nachhaltiger IT
Die Rahmenwerke des GHG-Protokolls spielen eine wesentliche Rolle bei der Förderung nachhaltiger IT-Praktiken. Da es einen Standard für Emissionsmessungen und -management bietet, wird es für IT-Unternehmen einfacher, ihre Umweltauswirkungen durch Rechenzentren und Hardwareproduktion zu analysieren.
Hier beginnt der Weg zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der Emissionen, um die übergeordneten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Zusammengefasst dient das GHG-Protokoll als Grundlage für Unternehmen, die ihre Treibhausgasemissionen messen und reduzieren möchten. Es ist ein entscheidender Bestandteil im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel.
Was sind die 5 Prinzipien des GHG-Protokolls?
Das GHG-Protokoll basiert auf fünf zentralen Prinzipien, die für eine konsistente und zuverlässige Berichterstattung über Treibhausgasemissionen erforderlich sind:
1- Relevanz
Definition: Das Treibhausgas-Inventar muss die tatsächlichen Emissionen des Unternehmens widerspiegeln und für Entscheidungen nützlich sein.
Ziel: Sicherstellen, dass alle wichtigen Emissionsquellen erfasst sind und das Inventar den Unternehmenszielen entspricht.
2- Vollständigkeit
Definition: Alle Emissionen innerhalb der gewählten Grenzen müssen erfasst und berichtet werden. Falls etwas ausgeschlossen wird, muss dies klar begründet werden.
Ziel: Ein vollständiges Bild der Emissionen zu liefern, ohne kritische Daten auszulassen.
3- Konsistenz
Definition: Einheitliche Methoden zur Berechnung verwenden, damit Emissionen über die Zeit hinweg vergleichbar bleiben.
Ziel: Zuverlässige Daten für Trendanalyse und Vergleichbarkeit sicherstellen.
4- Transparenz
Definition: Alle Annahmen, Methoden und Datenquellen müssen offen gelegt werden. Eine externe Prüfung sollte möglich sein.
Ziel: Vertrauen schaffen und das Verständnis für den Bilanzierungsprozess verbessern.
5- Genauigkeit
Definition: Die Emissionsschätzungen müssen so präzise wie möglich sein und Unsicherheiten minimieren.
Ziel: Sicherstellen, dass die Daten verlässlich und für fundierte Entscheidungen geeignet sind.
Diese Prinzipien sorgen für vertrauenswürdige Emissionsinventare, die Unternehmen dabei helfen, effektive Reduktionsmaßnahmen zu ergreifen.
Was sind die 7 Standards des GHG-Protokolls?
Das Treibhausgasprotokoll hat sieben zentrale Standards entwickelt, um Organisationen bei der Messung und Verwaltung ihrer Emissionen zu unterstützen:
2- Corporate Value Chain (Scope 3) Standard
5- GHG Mitigation Goal Standard
6- GHG Protocol for Cities (Global Protocol for Community-Scale Greenhouse Gas Emission Inventories - GPC)
Zusätzliche Leitlinien:
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GHG Scope 2 Guidance: Emissionen aus eingekauftem Strom, Wärme und Kühlung.
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GHG Scope 3 Calculation Guidance: Berechnungsmethoden für indirekte Emissionen.
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Land Sector and Removals Guidance: Emissionen aus Landnutzung und Bioenergie.
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Agricultural Guidance: Ergänzung zum Corporate Standard für landwirtschaftliche Emissionen.
Diese Standards helfen Unternehmen, Städte und Regierungen dabei, Treibhausgasemissionen systematisch zu verwalten und globale Klimaziele zu unterstützen.
Verbindung zwischen GHG-Protokoll und nachhaltiger IT
Der Corporate Value Chain (Scope 3) Standard und die GHG Protocol Scope 2 Guidance des GHG Protocol sind besonders relevant für nachhaltige IT. So hängen sie zusammen:
1. Corporate Value Chain (Scope 3) Standard
Verbindung zur IT: Bezieht indirekte Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette mit ein – z. B. durch die Produktion und Nutzung von IT-Hardware und Software.
Relevanz: Die Herstellung von Servern, Laptops und Geräten trägt erheblich zu Scope-3-Emissionen bei. Nachhaltige IT-Praktiken wie längere Gerätelebensdauer oder energieeffiziente Software helfen, diese Emissionen zu reduzieren.
2. Scope 2 Guidance
Verbindung zur IT: Bezieht sich auf Emissionen aus eingekauftem Strom, Wärme und Kühlung, die für Rechenzentren und IT-Infrastruktur anfallen.
Relevanz: Da Cloud-Rechenzentren extrem energieintensiv sind, hilft eine genaue Messung und Steuerung der Energieeffizienz, Scope-2-Emissionen zu senken.
Es reduziert die Scope-2-Emissionen, da erneuerbare Energiequellen oder energieeffiziente Kühlsysteme implementiert werden können.
Warum nachhaltige IT für das GHG Protocol relevant ist:
Nachhaltige IT-Praktiken zielen darauf ab, den Energieverbrauch und die Emissionen über den gesamten IT-Lebenszyklus hinweg zu minimieren. Dies steht im Einklang mit den Zielen des GHG Protocol, Treibhausgasemissionen umfassend zu messen und zu managen. Durch die Einhaltung dieser Standards können Unternehmen:
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Bereiche mit hoher Umweltbelastung in ihren IT-Systemen identifizieren.
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Den Energieverbrauch optimieren.
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Auf umweltfreundlichere Technologien umsteigen und so zu den globalen Klimazielen beitragen.
Beispiel: Ein Unternehmen, das eine Cloud-Migrationsstrategie umsetzt, kann die Scope-2-Guidance nutzen, um die Emissionen seiner Rechenzentren zu messen, und den Scope-3-Standard, um die Emissionen der Cloud-Dienstleister zu bewerten. Dieser ganzheitliche Ansatz stellt sicher, dass IT-Operationen mit Nachhaltigkeitszielen im Einklang stehen.
Die Verbindung zwischen dem GHG Protocol und dem iSAQB GREEN Modul
Greenhouse Gas (GHG) Protocol: Dies ist das weltweit anerkannte Rahmenwerk zur Messung und Verwaltung der Energieperformance von Treibhausgasen. Es stellt Unternehmen und Regierungen Standards und Werkzeuge zur Quantifizierung und Berichterstattung über Unternehmens-Treibhausgasemissionen bereit.
iSAQB GREEN Modul – „Green Software: Entwicklung ressourceneffizienter Anwendungen“: Dieses Modul richtet sich an Softwarearchitekten, die ressourceneffiziente und umweltfreundliche IT-Systeme entwickeln möchten. Es legt großen Wert auf das Bewusstsein für den Beitrag der IT zum Klimaschutz, behandelt aktuelle Vorschriften und zeigt auf, wo Unternehmen Maßnahmen ergreifen müssen.
Die Verbindung zwischen dem GHG Protocol und dem iSAQB GREEN Modul zeigt sich deutlich in ihren gemeinsamen Zielen:
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Standardisierte Emissionsmessung: Das GHG Protocol bietet ein Rahmenwerk, mit dem Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen erfassen und berichten können. Das GREEN Modul vermittelt Softwarearchitekten, wie sie CO₂-Emissionen und den Energieverbrauch innerhalb von IT-Systemen messen und überwachen können.
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Regulatorisches Bewusstsein: Sowohl das GHG Protocol als auch das GREEN Modul betonen die Bedeutung des Verständnisses für Vorschriften zur Treibhausgasemission. Das GREEN Modul behandelt bestehende Regulierungen und deren Auswirkungen auf Unternehmen und steht damit im Einklang mit dem GHG Protocol, um eine standardisierte Berichterstattung zu fördern.
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Nachhaltigkeit in der IT: Während das GHG Protocol ein breites Rahmenwerk für verschiedene Branchen bietet, fokussiert sich das GREEN Modul speziell auf den Beitrag der IT-Industrie zur Emissionsreduzierung. Es sensibilisiert Softwarearchitekten dafür, energieeffiziente Softwarearchitekturen zu entwerfen, die den Zielen des GHG Protocol entsprechen.
Zusammenfassend ergänzt das iSAQB GREEN Modul das GHG Protocol, indem es dessen Prinzipien speziell auf die Softwarearchitektur anwendet und die Entwicklung ressourcenschonender Anwendungen fördert, die den globalen Emissionsstandards entsprechen.
Weiterführende Ressource:
Curriculum Modul GREEN – Green Software – Entwicklung ressourceneffizienter Anwendungen